Entstehung des vorliegenden Konzepts / Entwicklungsschritte

Seit ca. 15 Jahren setzen wir uns an unserer Schule mit digitalen Medien auseinander. Die ersten Kontakte mit Computern waren auf das Interesse einzelner Lehrerinnen zurückzuführen. Dann folgte die landesweite Initiative „maus“ (Medien an unsere Schulen). Alle Lehrerinnen sollten an Fortbildungen teilnehmen und ihre Kompetenz entwickeln. Im Zuge dieser Maßnahme wurden die staatlichen Schulen des Landes Brandenburg mit digitalen Medien ausgestattet.

„Ausstattung“ bezieht sich bis heute auf die Hardware, also die technischen Geräte. Für die Installation und die Pflege der Geräte hatten und haben die Schulen weitgehend selbst zu sorgen. „Computer-Kabinette“ wurden eingerichtet, im gleichen Stil wie Sprachlabore oder die klassischen Unterrichtsräume– frontal ausgerichtet auf das Lehrerpult von dem aus das Geschehen gesteuert werden sollte. Alle machten zur selben Zeit das gleiche, die Anweisungen erfolgten dirigistisch.

Beispiel eines typischen Computerpools

Das Potential der neuen Geräte zur Individualisierung war noch nicht erkannt. Ob die Hardware funktionierte oder nicht, lag und liegt bis heute an der Kompetenz und dem fachlichen und zeitlichen Engagement der zufällig vorhandenen, meist männlichen, Lehrer. Es ist scharf zu kritisieren, dass die Schulen in diesem Feld weitgehend alleine gelassen wurden und bis heute keine angemessene Unterstützung durch Fachkräfte erhalten.

Jeder Schule einen „Systemadministrator“!, ist eine Forderung, die am Anfang dieses Konzepts ausgesprochen werden soll.

Schon der erste Computer-Raum unserer Schule hatte eine andere Anordnung. Die Tische standen entlang der Wand und in der Mitte war ein freier Konferenztisch, der zu gemeinsamen Besprechungen nach der individuellen Arbeit am PC dienen sollte. Als ein Lehrer diese Sitzordnung eigenmächtig in eine frontale Ausrichtung brachte, wurde bald und endgültig entschieden, dass diese Ordnung nicht zu unserem pädagogischen Raumkonzept passte. Die PCs wurden zusammen mit den Büchern in der Bibliothek platziert. Das Wissen der Welt sollte den Kindern und Jugendlichen in digitalen Medien und weiterhin auch in Büchern zugänglich sein. Ein PC Wagen mit Beamer und allen technischen Raffinessen war eine große Anschaffung, wurde jedoch nur von einem Lehrer benutzt, der die entsprechenden Fähigkeiten besaß. In der Bibliothek arbeiteten die Jugendlichen mit Computern an achteckigen Tischen, mit den Gesicht zueinander. Auch hier sorgte wieder ein Lehrer über mehrere Jahre für die technische Ausstattung und dirigierte das Gesamtgeschehen, bis sich auch diese Form überholt hatte. Der nächste große Schritt wurde mit der Flexibilisierung der Computertechnik eingeleitet. Das Aufkommen von Laptops und Tablets sorgte für die Auflösung der festen Form. Ein Laptopwagen wurde angeschafft. Jede Lerngruppe sollte einen fest installierten PC in ihrem Raum haben sowie Laptops zur flexiblen Nutzung hinzuziehen. Darüber hinaus wurden mehrere Beamer angeschafft, die bis heute im Sekretariat ausgeliehen werden.

Raumaufteilung in der Vergangenheit : Computerraum in der Montessorischule
frühere Raumstruktur in der Bibliothek bzw. im Studierraum

Parallel zu dieser Ausstattung lief die Veränderung der Arbeitssituation für die Erwachsenen an der Schule. Sowohl im Verwaltungsbereich der Schulleitung als auch im Arbeitsbereich der Lehrer*innen gab es großen Unterstützungsbedarf. Ein Lehrerzimmer mit fünf Arbeitsplätzen ist bis heute der einzige Ort, der ständig zur individuellen Arbeit – auch im Netz – bereit steht. Die Anzahl der Plätze ist dabei weniger Anlass zu Ärger als die ständige Überlastung und technische Anfälligkeit des Systems.

Mit diesem Konzept wollen wir die nächste Zukunft der Digitalisierung an unserer Schule beschreiben. Dabei soll auch weiterhin nicht die Quantität der technischen Ausstattung unser Handeln bestimmen, sondern die gemeinsam verabredete Leitlinien zur gegenwärtigen Nutzung der digitalen und analogen Medien. Hierzu gehört auch die Verteilung der Verantwortung unter uns Erwachsenen. Nicht mehr ein Lehrer ist für das Funktionieren dieses komplexen und immer noch komplizierten Systems zuständig und mit Herrschaftswissen ausgestattet. Mittlerweile ist der allgemeine Kenntnisstand im Umgang mit digitalen Medien viel selbstverständlicher und zur vorausgesetzten allgemeinen Kompetenz auch unter Lehrerinnen geworden. In unserem Konzept der „Dörfer“ fühlen sich jeweils die Bewohnerinnen eines Flures für einen Fachraum und alle Gegenstände verantwortlich. Diese Beteiligungsform wollen wir in anderer Form auch im Umgang mit digitalen Medien erreichen.

Für dieses Schuljahr haben sich aus den vier jahrgangsgemischten Teams drei Lehrer*innen für die Koordinierung dieser Aufgabe gemeldet.

Als Systemadministrator wird Mario Parade die Zusammenarbeit koordinieren.

Die Arbeit der Mediengruppen der Jahre 2014 bis 2018, die jeweils als Delegierte aus der Lehrerkonferenz am Thema neue Medien gearbeitet haben, fließt in dieses Konzept indirekt ein. Die Arbeitsergebnisse dieses Schuljahres bilden eine direkte Grundlage für dieses Medienkonzept. In den folgenden Gremiensitzungen, Elternforen und Arbeitsgruppensitzungen wurden die Ideen und das Material für dieses Konzept zusammen getragen.

Elternforen am 17.10 2017, (Vorträge zur Mediennutzung und Medienkonsum der Jugendlichen)

31.1.2018, (World Café und Ideensammlung zum Umgang mit Medien)

2.2.2018 (Vortrag von Uwe Buermann zur Medienkompetenz)

3.4.2018 (4. Elternkonferenz )

Analoge und digitale Medien und Montessori-Pädagogik

Montessori-Pädagogik unterscheidet sich von anderen pädagogischen Philosophien durch ein explizites „Medien“-Verständnis. In der „Vorbereiteten Umgebung“, einem Kernstück der Montessori-Pädagogik ist die Vermittlung von Lerninhalten konsequent an ein Medium, hier das analoge Material, gebunden. In der Grundschule werden alle Lerninhalte in dreidimensionalen Materialien vergegenständlicht. Dies entspricht dem entwicklungspsychologischen Stand der Kinder von 6 bis 9 und 9 bis 12 Jahren und ihrem Bedürfnis nach haptischem und operationalem Lernen. Die „Vorbereitete Umgebung“ enthält wissenschaftlich entwickelte und altersspezifische Mittel /Materialien, die das Lern- und Interessenfeld der Altersgruppe weitgehend abdecken sollen. Sprache, Mathematik und „Science“ sind die großen Themenbereiche, die sich in den Materialien abbilden. Jedes Material trägt die Fehlerkontrolle in sich, d.h., wenn etwas nicht korrekt ausgeführt wurde, wird dies im Material sichtbar. Dies ist die Voraussetzung für das zweite Kernstück der Montessori-Pädagogik; die freie Arbeit. Jedes Kind soll die Gelegenheit erhalten in der Schule nach seinem individuellen Kenntnisstand die gerade anstehenden Fragen und Themen zu bearbeiten. Schulbücher, in denen alle zur selben Zeit die gleichen Themen bearbeiten, gibt es nicht. Für die Jugendjahre ändert sich die Vorbereitete Umgebung entsprechend den Bedürfnissen der Heranwachsenden. In der frühen Pubertät (12-14 Jahre) lernen die Jugendlichen in der Jugendschule auf dem Land und in der Natur an verantwortungsvollen Aufgaben (Agrikultur, ökonomische Kreisläufe bei Eigenproduktion, Selbstversorgung und Bewirtung von Gästen). Die Schule außerhalb der Schule stellt die Vorbereitete Umgebung dar. Im Alter von 14 bis 16 Jahren kehren die Jugendlichen mit reichen praktischen Erfahrungen in einen akademischen Schulraum zurück. Jetzt erweitern sie ihre Erfahrungen in der Arbeit mit Projekten und gleichen sie mit ihrem theoretischen Wissen ab.

Wie man dieses Curriculum, das höchsten Wert auf eine Vielfalt analoger Medien und ihre individuelle Nutzung legt, mit den digitalen Medien verbinden kann, ist eine große zeitgemäße Herausforderung.

Der Begriff Medium steht jedoch für vieles und muss im Rahmen eines Curriculums immer wieder neu erarbeitet werden. Er steht für Information, Wissen, Kommunikation aber auch für die dahinterstehende Technik und Technologie. Die ursprüngliche Idee des Mediums Internet einem freien Zugang zur Information, Wissen und neue Kommunikationsformen, transformierte sich in eine neue Abhängigkeit des Benutzens ohne die dahinter liegenden Wirkmechanismen zu verstehen oder selbstbestimmt zu kontrollieren. Dazu kommt, dass die (neuen) Medien immer mit einem großen technokratischen problemlösenden Versprechen verbunden sind.

“Das Medium ist die Message” [Marshall McLuhan, 1948]

Schon fast prophetisch hat der Medientheoretiker McLuhan dieses Dabeisein und das Gefühl etwas zu verpassen, in den obigen kurzen Satz zusammengefasst. Scheinbar immer mehr Wissen und Expertise ist notwendig, um selbstbestimmt und kontrolliert digitale Medien zu nutzen und nicht nur einfach zu benutzen. Nicht nur in der Schule äußert sich dies in dem sogenannten “Digital Gap”. D.h. es gibt eine Kompetenzlücke zwischen Schülern und Lehrer*innen und auch innerhalb eines Kollegiums. Die Folge ist zumeist ein reagierendes Handeln und kein Agieren mit dem pädagogischen Rahmen als Fundament der Stärke. Im Rahmen eines Curriculums heißt das den Kern von Medien und ihrer (technologischen) Funktionsweise immer wieder neu zu erforschen und herauszuarbeiten.

Wir befinden uns in einem sogenannten Paradigmenwechsel. Wir nutzen für unser Denken das geschriebene Wort in Form von Büchern oder ähnlich strukturierten Dokumenten. Die uns umgebenden digitalen Technologien und Medien sind jedoch anders strukturiert. Dieser Widerspruch kann helfen, einen anderen Blick auf die aktuellen technischen Umwälzungen zu werfen und ihre Funktionsweise zu erkennen.

Wo befinden wir uns

Der Vielfalt analoger und altersspezifischer Lernräume steht ein Angebot für alle in den neuen Medien gegenüber; google, wikipedia, youtube usw. Egal ob Kind oder Erwachsener, die meisten nutzen die gleichen Suchmaschinen und sehen die gleichen Bilder. Ein altersgemäßes Angebot ist nur mit entwickeltem technischen Verständnis vorzuhalten. Viele Eltern und Lehrer*innen fühlen sich mit dieser Aufgabe überfordert. So wie mit dem Buchdruck und der zunehmenden Alphabetisierung erst die Kindheit entstand, gibt es nun die berechtigte Hypothese, dass mit den technischen Medien und ihrer bevorzugten Benutzung seit dem Fernsehen die Kindheit als privilegierter Geisteszustand wieder verschwindet. Kinder können erst ab einem gewissen Alter lesen, vor den Bildschirmen sitzen Kinder und Erwachsene jedoch gleich und sehen die gleichen Bilder. (vergl. Neil Postman, Das Verschwinden der Kindheit)

Etwas zu nutzen und daraus eine Erkenntnis über die Funktion zu erarbeiten ist ein Ansatz (digitale) Medien in den Unterricht einzubeziehen. Klassisch in dieser Hinsicht ist die “Aufgabe” etwas zu recherchieren. In der heutigen Zeit ist dieses recherchierte Wissen scheinbar “instant” verfügbar und wird zunehmend nicht mehr „erarbeitet“. Reflektiertes Wissen wird jedoch durch Erarbeiten gewonnen. Empirische Beobachtung und nachfolgende Dokumentation sind die Grundlage dafür Schlüsse zu ziehen und Beziehungen zu entdecken, diese wiederum abstrahiert in ein Modell zu packen, eine These zu entwickeln, die wiederum durch empirische Beobachtung überprüft wird. In einer digitalisierten Welt gibt es für Lehrer und Schüler dabei viel zu entdecken.

Ein zweiter eklatanter Widerspruch zu den Prinzipien unser Pädagogik besteht in der Raumordnung, die der Umgang mit analogen Materialien und digitalen Medien erzeugt.

Hier die Einzelnen, die in einen Bildschirm gucken und anderen nicht offensichtlich ist, was sie gerade sehen oder durch Klicks verändern, dort die über einen Raum verteilten Kinder oder Jugendlichen, deren verschiedene analoge Tätigkeiten mit dreidimensionalen Materialien auch für andere sichtbar sind und sie zur Kommunikation oder zum Tun anregen. Das Problem der Uneinsehbarkeit ist erst in kommunikativen kollaborativen Formen, wie z.B. Barcamps zu lösen. Dies erfordert bereits eine größere Kompetenz als sie viele Kinder, Jugendliche und auch Erwachsenen gegenwärtig haben.

Bewegungsarmut, passiver Konsum anstelle von aktiver Produktion, frühe Konfrontation mit ungeeigneten Bildern, Instant-Wissen zu Lasten einer aktiven Merkfähigkeit, rudimentäre Kommunikation und Werteverlust durch Anonymität sind Gefahren, mit denen sich jede verantwortungsvolle Pädagogik heute auseinandersetzen muss. Flexibilität, Mobilität, Zugang zum Wissen der Welt, Vernetzungsmöglichkeiten und Erweiterung des eigenen Weltbildes sind Potentiale, die es mit den neuen Medien zu nutzen gilt.

Es ist nicht verwunderlich, dass wir mit unseren pädagogischen Grundsätzen und aufgrund der alltäglichen Beobachtungen der letzten Jahre eher zögerlich und langsam mit der Einführung digitaler Medien waren. Die viel beschworene Kompetenz der sog. „digital natives“ können wir nur bei Einzelnen, nicht jedoch als grundsätzliches Phänomen der Altersgruppe beobachten. Neuere Untersuchungen machen deutlich, dass die übergroße Mehrheit der Jugendlichen nur einen geringfügigen Teil der Rechner, die ihnen heute allen zur Verfügung stehen, benutzen; WhatsApp, facebook, youtube, spotify, snapshot sind die Favoriten.

Digitale Technologien und Medien sind Material und Werkzeug in einem und gehören zur Schule dazu. Sie stehen jedoch in einem Regal mit den anderen Werkzeugen, Methoden und Materialien und nehmen keine privilegierte Stellung ein. Wenn unter dieser Prämisse neue Verknüpfungen erzeugt werden, kann eine bewusste und reflektierte Integration des Digitalen gelingen.

Dazu ein abgewandelte Aussage von M. Montessori :

Die Menge der Arbeitsmittel muss einerseits so begrenzt sein, dass sie den Kindern Ordnung und Orientierung bieten, andererseits muss sie so vielfältig sein, dass die unterschiedlichen Kinder reichhaltige Arbeitsmöglichkeiten finden.

Montessori-Pädagogik heißt immer Praxis und Theorie miteinander zu verbinden, die Mittel (Medien) dazu sind höchst unterschiedlich.

Makerspace als vorbereitete Umgebnung

Wie können wir im Jahr 2018 an einer Montessori-Schule einen Umgang mit digitalen Medien pflegen, der unseren Grundprinzipien nicht entgegenwirkt und das hohe Ziel, die Schule zu einem Ort der Gemeinschaft zu machen, verwirklichen hilft?

„Schulen sollten Orte kultivierter Langeweile sein!“ (Uwe Buermann, Medienexperte in einem Vortrag am 21. 2.2018) Erst durch Langeweile würde Kreativität entstehen, nicht durch eine unendliche Flut passiv konsumierter Bilder. Gemeinschaft und Kreativität sind hohe Bildungsziele. Beide können heute jedoch nur erreicht werden, wenn die junge Generation nicht von zeitgenössischen gesellschaftlichen Entwicklungen abgeschnitten wird. Eine bewusste, geregelte und flexible Nutzung der neuen Medien ist die Basis unserer aktuellen Mediendidaktik.

Einige Parameter sind:

  • Analoge Gespräche haben den höchsten Stellenwert
  • Zeit und Raum im Umgang mit digitalen Medien werden bewusst gewählt.
  • Digitale Medien sind ein „Werkzeug“/ „tool“ wie andere Materialien im Unterricht.
  • Analoge Medien werden bewusst gewählt und zur Arbeit bereitgestellt.
  • Analoge und digitale Medien werden flexibel eingesetzt (sind tragbar und veränderbar).
  • Der Umgang mit Medien wird von Lehrer*innen zusammen bewusst geplant.
  • Teilkompetenzen (der Lehrerinnen und Schülerinnen) werden bewusst zusammengeführt und genutzt.
  • Der Umgang mit Medien ist dauerhaft Anlass zur gemeinsamen Reflexion und Evaluation.
  • In den schuleigenen Browsern werden alternative Suchmaschinen zur Verfügung gestellt. (http://www.potsdam-montessori.de/einstiegsportal)
  • Digitale Medien werden im Unterricht unter Anleitung genutzt.
  • Es gibt verbindliche Regeln zur Kommunikation mit digitalen Medien.
  • EDV-basierte Verfahren werden nach Möglichkeit analog erarbeitet, bevor sie
  • digital vermittelt werden
  • Medienpädagogik ist konstanter Teil der Schulentwicklung.
  • Das Kollegium beschäftigt sich dauerhaft mit Medien in der Pädagogik.

Verhalten und Haltung der Erwachsenen

Lehrer*innen

Wir Erwachsenen kennen unsere Vorbildfunktion. Wir reflektieren gemeinsam, wie wir die Prinzipien unserer Pädagogik mit der Nutzung neuer Medien verbinden können. Vor allem sind wir uns unseres eigenen Medienverhaltens bewusst. Wir kennen unsere jeweiligen Kompetenzen und Verantwortungen in diesem Bereich. Ein wesentlicher Teil von Medienkompetenz ist für uns bewusste Medienabstinenz. Gemeinsames Tun im analogen Raum mit analogen Medien ist für uns Voraussetzung für den Umgang mit digitalen Medien.

Am Beispiel von Präsentationen (Gesagtes durch Gezeigtes verstärken) bedeutet dies: Bei allen Präsentationen geht es immer darum, die Zuhörer zu unterhalten, zu erziehen/unterrichten, zu überzeugen oder zu motivieren, also ihre Haltung und Aktionen zu verändern. Dabei ist es die Herausforderung, unsere Idee und Ziele mit dem Publikum zu teilen.

Dazu müssen wir

den Kern unseres Anliegens identifizieren,

wir brauchen Daten, die uns unterstützen,

eine Storyline, anhand derer wir die Präsentation aufbauen,

und schließlich, Veranschaulichungen, die wir nutzen wollen.

Die ersten Schritte dabei sind analog und erst zum Schluss wählen wir das Medium, das für die spezielle Situation das beste ist, analog oder digital. Technische Aspekte spielen also nur eine untergeordnete Rolle. Die Technik muss natürlich beherrscht werden, aber gerade neue Ansätze in der Literatur zu Präsentationen heben das Schlichte und Einfache hervor (ZEN – Zurückhaltung, Einfachheit, Natürlichkeit).

Wichtiger als ein ausgetüftelter Folienübergang ist es, etwas anderes zu wissen: Wenn ich die Überzeugung und Haltung meiner Zuhörer verändern will, ist die geeignetste Form der Storyline eine, wie bei TED-Talks benutzt wird: die des antiken Dramas (griechische Mythen, Bibel, Legenden usw.). Und es gibt für andere Zwecke andere Storylines.

Wir sollten als Lehrerinnen unser (intuitives) Wissen über Präsentationen systematisch und praktisch übend erweitern und die wichtigen Aspekte kennen. Wir brauchen eine Schrittfolge, in die wir den Lernweg für die Schülerinnen unterteilen wollen. Dann können wir mit den Schüler*innen das Präsentieren üben. (Siehe Literaturhinweise [1],[2])

Wir setzen digitale Medien gezielt und unter Aufsicht im Unterricht ein. Über geeignete Seiten / Quellen zur Nutzung für die Kinder und Jugendlichen haben wir uns ausführlich informiert und nach ihnen recherchiert. Dies ist selbstverständlicher Teil unserer Unterrichtsvorbereitung, wenn wir das Internet im Unterricht nutzen. Nicht: “Geh mal recherchieren” sondern „Geh bitte auf diese und jene Seite!“, lautet die Aufgabenstellung, wenn im Internet nach Informationen oder Wissens-Zusammenhängen gesucht werden soll. Wir entwickeln einen online zugänglichen Katalog mit altersgerechten Webseiten und Quellen zur schulinternen Nutzung. Siehe Ordner auf Schulplattform. Dies ist Teil unserer digitalen Fürsorgepflicht.

Aus datenschutzrechtlichen Gründen kommunizieren wir mit unseren Schülerinnen nicht über whatsapp, facebook, twitter etc. Die Smartphones der Schülerinnen liegen bis zum Alter von 16 Jahren in der vollständigen Verantwortung der Eltern. Absprachen zu Wegen und Treffpunkten werden verbindlich im persönlichen Gespräch getroffen und nur im Notfall durch Telefonate ergänzt.

Eltern

Die Eltern werden über das Medienkonzept der Schule bereits vor Aufnahme des Schulverhältnisses informiert. Sie werden über ihre digitale Fürsorgepflicht aufgeklärt. Sie wissen, dass sie für alle Aktivitäten ihrer Kinder im Netz verantwortlich sind. Mit ihrer Unterschrift erklären sie, dass sie mit dem Konzept einverstanden sind und ihren Teil zur Medienerziehung beitragen werden.

Wir empfehlen Eltern dringend:

ihre Kinder mit Medien nicht ruhig zu stellen,

keine „deals“ zur Mediennutzung abzusprechen, sondern die Bereitschaft zu einer dauerhaften Auseinandersetzung mit den eigenen Kindern zu haben,

mit Kindern das Internet gemeinsam zu nutzen, mit Jugendlichen darüber zu sprechen,

Wir weisen darauf hin: Apps sind Verträge, die während der Installation geschlossen werden und Smartphones sind immer noch Eigentum der Eltern und damit in ihrer Verantwortung.

darauf zu achten, dass Smartphones, Tablets, Laptops nachts ausgeschaltet und nicht im Raum ihrer Kinder sind,

während der Essensvorbereitungs- und Essenszeiten keine digitalen Medien zu benutzen und benutzen zu lassen,

feste und begrenzte Zeiten für Mediennutzung zu haben,

selbst Vorbild zu sein und Zeiten mit ihren Kindern von der Mediennutzung zu trennen,

eine gemeinsame Abgabestation im Haushalt einzurichten,

alternative Bewegungs- und Spiel-Angebote zu machen (qualitative gemeinsame Zeit),

Konsequenz im Umgang mit digitalen Medien zu entwickeln

Viele Schulen, vor allem Waldorfschulen, haben Verpflichtungserklärungen zum Umgang mit digitalen Medien entwickelt, die von den Eltern unterschrieben werden müssen. Im Epizentrum der Virtualität – dem Silicon Valley – werden zunehmend Waldorf- und Montessori-Schulen gegründet, in denen die Kinder der Medienentwickler frei von digitalen und mit analogen Medien aufwachsen. Zunehmend wird deutlicher, dass die neuen Eliten darauf achten, Kreativität durch übermäßigen Mediengebrauch nicht zerstören zu lassen.

Wir setzen auf Kommunikation und Austausch, nicht auf Verpflichtung der Eltern. Wir achten darauf, ob Jugendliche suchtgefährdet sind und setzen uns mit Eltern und ihren Kindern auseinander.

Nutzung digitaler Medien

Die Entwicklung der digitalen Medien schreitet in großem Tempo voran. Aus diesem Grund kann dieses Konzept nur als temporäre Zwischenstation verstanden werden. Die Nutzung der digitalen Medien muss dauerhaft im Lehrerkollegium diskutiert und weiter entwickelt werden. Ebenso permanent ist die Fortbildung in diesem Bereich. Relevante neue Entwicklungen müssen einen Ort der Bekanntmachung haben. Digitale Konferenzen und interne Chatrooms könnten zukünftig installiert werden. Der Umgang mit Medien ist dauerhaftes Unterrichts- und Schulgespräch.

Wie auch sonst für die Montessori-Pädagogik prägend, ist die altersspezifische Nutzung der neuen Medien Teil des Gesamtkonzepts. Was soll wann, wo und wie genutzt werden, ist Kernpunkt gemeinsamer Absprachen. Die drei Bereiche Dokumentation, Visualisierung und Präsentation

sind zentrale Anliegen in unserem gesamten schulinternen Curriculum. Sie finden sich in den Kompetenzbereichen zur Mediennutzung im Rahmenlehrplan wieder:

informieren, kommunizieren, produzieren, präsentieren, analysieren und reflektieren

Für die vier jahrgangsübergreifenden Altersgruppen (6-8, 9-12, 12-14 und 14-16 Jahre) wurden diese Kompetenzbereiche, die verschiedenen Tätigkeiten und die benutzten analogen und digitalen Medien zusammengetragen und visualisiert.

Einzelregelungen

Ab dem Schuljahr 2018/19 sind wir Smartphone–freie Schule. Die (Kinder) Jugendlichen stellen morgens beim Betreten der Schule ihre Smartphones (soweit vorhanden) aus und bewahren sie bis Schulschluss persönlich auf. Die Schule kümmert sich um schulische Medien, nicht um private Geräte.

Bei Zuwiderhandlung holen die Eltern die Geräte zum Ende der Woche in der Schule ab.

Die Ausstattung mit digitalen Medien ist zu Beginn des Schuljahres 2018/19 soweit vorangeschritten, dass für die Benutzung des Internets keine privaten Geräte mehr notwendig sind.

Die digital vorbereitete Umgebung umfasst die Hardware und die Software.

In den Pausen werden ebenfalls keine privaten Geräte genutzt. Diese Zeit ist zur Erholung und zum Austausch unter den Kindern und Jugendlichen vorgesehen. Schulfahrten finden grundsätzlich ohne private Geräte statt. (siehe Reisecurriculum) Absprachen zu Wegen, Treffpunkten und anderem werden verbindlich im Gespräch,schriftlich oder – im Notfall – telefonisch geklärt.

Der Umgang mit Chats wird kritisch im Gruppengespräch analysiert und reflektiert.

Anonymität, Beleidigungen und ungewollte Veröffentlichung von Bildern werden unter der Leitung der Lehrer*innen dauerhaft besprochen. Eine Wertediskussion gehört zum Selbstverständnis der Schule.

Lehrerinnen und Schülerinnen kommunizieren nicht über chatrooms. So genannte „Klassenchats“ werden von den verantwortlichen Lehrer*innen kommunikativ begleitet.

Zehnfingerschreibkurse werden für alle Jugendlichen ab der 7. Jahrgangsstufe angeboten. Obwohl wir wissen, dass in naher Zukunft die Tastaturnutzung nicht mehr notwendig sein wird, wollen wir das Zehnfingersystem als motorische Übung im Sinne einer analogen Kulturtechnik ebenso erhalten wie das handschriftliche Schreiben.

Literaturhinweise

[1] ZEN oder die Kunst der Präsentation – Garr Reynolds;

[2] Show and Tell, Everybody Can Make Extraordinary Presentations – Dan Roam;

[3] Die Zukunft des Lesens – Fridtjoff Küchemann Faz.net 22.3.2017 angegliederte Studie

[4] https://www.timeshighereducation.com/news/pen-and-paper-beats-computers-retaining-knowledge (12.4.2018)

[5] http://journals.sagepub.com/doi/abs/10.3102/0034654317722961 (12.4.2018) ( Studie zur Wissenserfassung Vergleich digitale Medien und klassische Bücher vor 20 Jahren und jetzt )

[6] Makeology Vol. 1 – Makerspaces as learning Environments Chapter 5 “Children are not Hackers” – Paulo Blikstein, Marcello Worsley, Mario Parade, Christa Flores

[7] Design Thinking – das Handbuch – Frankfurter Allgemeine Buch 2017

[8] Mail halten – Anitra Eggler – Campus Verlag 2016

[9] Invent to Learn – Sylvia Martinez Libow – CMK Press 2013

[10] Seymour Papert – Mindstorms: Children, Computers, and Powerful Ideas – Basic Books 1980

[11] Uwe Bürmann – http://www.erziehung-zur-medienkompetenz.de (Artikel und Vorträge)

[12] Texte zur Theorie des Internets – Hrg. Tilman Baumgärtel – Reclam 2017

[13] Mitch Resnick – Lifelong Kindergarten – Cultivating Creativity through Projects, Passion, Peers, and Play – MIT Press 2017

[14] Marshall McLuhan – “die Gutenberg Galaxis” / “Understanding Media” / “The medium is the message”

[15] Gerald Lembke / Ingo Leipner – „die Lüge der digitalen Bildung“ – 2015 Redline Verlag

[16] Mario Valle – „Montessori Pädagogik und neue Technologien“ – 2019 LIT Verlag