Jahrgangsstufe 4-5-6

Die Zeit der Kinder in der 4-5-6 ist weiterhin geprägt von der kindlichen Fragestellung nach dem „Warum?“. Die Kinder wollen die Welt kennen lernen und Ursachen und Zusammenhänge entdecken. Es vollzieht sich ein Wandel hin zum abstrakten Denken. Die Imagination des Kindes kann angesprochen werden und mit der Entwicklung der Vorstellungskraft gibt es keine Grenzen mehr, sie können durch Raum und Zeit reisen. Montessori spricht von einer „Phase der Geistesschärfe“.

Sie sagt: „Um dem Kind von sieben bis zwölf Jahren die Vorstellung des Ganzen in der Natur zu vermitteln, (…) muss man wohl schon so weit gehen, dem Kind eine Vorstellung der gesamten Wissenschaft zu geben; nicht mit allen Einzelheiten und Genauigkeiten, sondern nur einen Eindruck davon. In dieser Epoche, in der eine Art sensible Periode der Vorstellungskraft existiert, geht es darum, den >Keim für die Wissenschaft< zu legen.” (Von Kindheit und Jugend, S. 51).

Auf diesen Grundgedanken basiert unsere Arbeit in der 4-5-6 und besonders die Welterkundung, die sich aufgrund des fächerübergreifenden Ansatzes mit den neuen Rahmenlehrplänen sehr gut und noch besser als früher verbinden lässt.

Die Schule als einziger Lernort entspricht nicht mehr den Bedürfnissen der Kinder und die Vorbereitete Umgebung erweitert sich. Die Architektur, die Kultur einer Stadt, das Land, der Acker, der Wald, das Museum werden mit eingebunden, um eine Beziehung zwischen den Dingen herzustellen und Erkenntnisse zu vermitteln.

Welterkundung in der Jahrgangsstufe 4-5-6

In der Welterkundung geht es darum, die Welt zu entdecken, wahrzunehmen und zu bewahren. Die Kinder agieren, reflektieren und verwerfen. Sie üben, vorhandenes Wissen durch Erfahrungen in neuen Zusammenhängen und Variationen anzuwenden und dadurch neue Erkenntnisse zu gewinnen. Die Lerngruppe und der Klassenraum stellen hierbei den Ausgangspunkt für den Blick in die Welt dar. Elementar in dieser Arbeit ist es, sowohl in der Schule als auch an außerschulischen Lernorten Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen und Eigeninitiative zu entwickeln. Die Kinder werden dazu angeregt, selbstständig zu arbeiten und die Gruppe dabei nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Heterogenität, die zusätzlich durch die Jahrgangsmischung hervorgerufen wird, macht klar, dass alle an sehr unterschiedlichen Entwicklungspunkten stehen und ein Leistungsvergleich mit Gleichaltrigen nicht sinnvoll ist. Die Kinder helfen sich gegenseitig in der Arbeit an den Lerninhalten sowie im Umgang miteinander und lernen voneinander. Durch die Jahrgangsmischung findet jedes Schuljahr ein Wechsel in den Lerngruppen statt. Um sich als Gruppe kennenzulernen und sich gegenseitig in verschiedenen Zusammenhängen zu erleben, fahren die Lerngruppen der 4-5-6 in der zweiten Schulwoche jedes Jahres auf eine einwöchige Themenreise. In den drei Jahren fährt jede Gruppe einmal in das Gebirge, ans Meer und in den Wald. Dort setzen sie sich intensiv mit den unterschiedlichen Themenschwerpunkten auseinander.

Die Welterkundung umfasst die Bereiche der Gesellschafts- und Naturwissenschaften unter Einbeziehung von Sprache, Bewegung, Kunst, Musik und Technik. Die Themen des Rahmenlehrplans sind in folgende fünf Bereiche untergliedert und es findet eine Auseinandersetzung von je circa sechs Wochen pro Epoche statt:

Pflanzen, Tiere, Lebensräume

Körper, Gesundheit und Ernährung – Mode und Konsum

Käseigel

Natur als Quelle

Politik und Gesellschaft

Experimenta

Diese fünf Epochen wiederholen sich in den drei Schuljahren mit wechselnden Themenfeldern. Zu Beginn der Epoche wird den Kindern nach dem Vorbild der Kosmischen Erzählungen Maria Montessoris ein Überblick dargeboten, durch den die SchülerInnen ihre individuellen Interessens- und damit Arbeitsschwerpunkte finden. Wie in den Bereichen Mathematik und Deutsch spielt auch hier die Vorbereitete Umgebung als Angebot und Anregung eine Schlüsselrolle. Im Gruppenraum liegen dazu Bilder, Texte, Zuordnungsspiele, Zeitleisten, Bücher, Karten und Originale aus. Um sich im Gruppenraum oder an außerschulischen Lernorten ausgiebig vertiefen zu können, nehmen wir uns dafür den ganzen Dienstag von 8:30 bis 15:05 Uhr Zeit. Durch die fächerübergreifende Auseinandersetzung mit dem gemeinsamen und individuellen Themenbereich können die SchülerInnen auch in den Freiarbeitszeiten an den anderen Wochentagen arbeiten.

Dokumentation

Die Arbeit an den Lerninhalten und eigenen Zielen tragen die Kinder täglich ins Brückenbuch ein, das regelmäßig den Eltern in dieser Schulstufe zum Einblick in den Schulalltag des Kindes gezeigt wird. Während der Epochen führt jedes Kind ein Notizbuch, in dem Mitschriften, Skizzen und Protokolle festgehalten werden. In manchen Epochen wird ein eigens dafür angelegtes Heft geführt. In den verbalen Beurteilungen am Ende des Schuljahres gehen die Lehrkräfte auf die individuellen Arbeiten der Kinder in Welterkundung ein und verfassen zusätzlich eine Zusammenstellung aller gemeinsamen Tätigkeiten in den Epochen.
Juliane Michaelis, Katharina van Aken, Martin Pfeiffer