…. zufälliges oder vereinbartes Zusammentreffen zweier oder mehrerer Personen– so gibt der Duden eine Erklärung für das Wort- das trifft es und auch wiederum nicht, weil es in meinen Ohren nüchtern und trocken klingt.

Ich möchte über meine Begegnungen an unserer Schule schreiben- die so vielfältig und einzigartig waren und sind, dass ich Angst habe, etwas zu vergessen.

Ich arbeite bereits über 19 Jahre an der Montessorischule Potsdam. Ich bin also in dieser langen Zeit sehr vielen kleinen und großen Menschen begegnet.

Zufällig waren die Begegnungen mit den mir „zugeteilten“ Kindern oder Jugendlichen, wenn es hieß: „Du wirst im nächsten Jahr die Gruppe „xyz“ übernehmen. Dann war ich immer sehr gespannt, wer mich erwarten würde und mit wem ich die folgenden drei Jahre verbringen würde.

In jeder Gruppe gab es zufällige Begegnungen, die mich alle mein weiteres Leben lang begleiteten und beeindruckten. Einige waren intensiver, andere flüchtiger. Oft kam es anders als ich es mir vorgestellt hatte, da jedes Kind anders ist.

Lustige Begegnungen in den Schulfluren, mit Kindern, die ich nicht genauer kannte, bereichern bis heute meinen Schulalltag. Dabei habe ich gemerkt, dass ein Lächeln Wunder wirkt und oft erwidert wird.

Im Laufe der Zeit habe ich durch die Kinder und Jugendlichen Entschleunigung und Gelassenheit gelernt. Beobachten, Zuhören und dem anderen Raum geben. Das Wichtigste aber bei allen diesen Begegnungen, vor allem mit Teenagern, ist und bleibt Humor. Damit gelingt alles viel besser und leichter. Ich muss allerdings zugeben, dass ein Tag nicht wie der andere ist und es mir nicht immer gleich gut gelingt auf die unterschiedlichsten Bedürfnisse der mir anvertrauten Kinder und Jugendlichen einzugehen. Ich bin auch „nur“ ein Mensch….

„Begegnungen zwischen Menschen“- so hieß in diesem Jahr meine Projektgruppe, die ich mit Benjamin Melzer gemeinsam geführt habe. Wir haben die unterschiedlichsten Menschen getroffen. Die Bewohner des Seniorenheimes „Pro Curand“, mit denen wir im dritten Jahr unserer Zusammenarbeit schon regelmäßige und zuverlässige Begegnungen hatten. Intensive Zeitzeugengespräche, die uns Begegnungen mit ihrem Leben in ihrer damaligen Jugendzeit Zeit ermöglichten. Treffen wir den einen oder anderen älteren Menschen jetzt in der Innenstadt von Potsdam, bleiben wir für einen Moment stehen, halten ein kleines Schwätzchen und fahren mit einem guten, warmen Gefühl weiter.

Durch unser Spielplatzbauprojekt im vergangenen Schuljahr in Debrecen, Ungarn sind sich Waldorf und Montessori das erste Mal begegnet. Dieser eher zufällig ausgewählte Ort wurde eine Möglichkeit zur Vertiefung eines Kontaktes zwischen ungarischen und deutschen Jugendlichen. In Potsdam empfingen wir die Gruppe aus Debrecen mit ihren Lehrer*innen und wir hatten sehr herzliche Begegnungen, bei denen die Jugendlichen die Sprachbarriere mit Händen und Füßen und mit Tanzen und Singen leicht überwunden haben. Ost und West – Trennung und Wiedervereinigung- sichtbar gemacht in den vielen Zeitdokumenten der Stadt. Wo begegnet einem das noch so erlebbar und fühlbar wie in Potsdam und Berlin?

Jetzt freuen wir uns auf eine weitere Woche mit unseren ungarischen Freunden in Debrecen im Mai und sind gespannt auf die uns dort erwartenden Begegnungen.

Dann können wir singen: „Debrecenbe kéne menni“…man sollte mal nach Debrecen fahren- wie es in einem alten ungarischen Volkslied heißt.

Ilonka Halász

Begegnungen