„…und selbst wenn alles so glücklich und zufrieden scheint,aus-dem-unterricht-poetry-slam-910

manchmal fühle ich mich fremd zwischen all dem Vertrauten,

zwischen Worten, die man gar nicht so meint,

und Leuten, die mich komisch anschauten.“……

aus: Anna Rosa, Heimat, Fremde

Ein Poetry Slam ist ein Literaturwettbewerb, bei dem das Publikum oder eine Jury die vorgetragenen Texte bewertet. Die Reihenfolge wird ausgelost. Unser Poetry Slam war getragen vom Interesse aneinander und von gegenseitigem Wohlwollen, an manchen Stellen von fast ungläubigem Staunen über die Schönheit der Gedichte der MitschülerInnen.

Mehr als 60 Jugendliche des 9. und 10. Jahrgangs teilten in ihren Gedichten ihre Gedanken, Wünsche, Sehnsüchte, Freuden und Leidenschaften, aber auch Ängste, Befürchtungen und ihre Nachdenklichkeit miteinander und mit uns LehrerInnen. Wir hörten Gedichte voller Witz, Leichtigkeit und Lebensmut, voller Wehmut und Schwere. Sie dichteten zu Themen wie Heimat, der Suche nach sich selbst, Vergnügungen, dem Verlust der Kindheit und ihren ambivalenten Gefühlen mit Blick auf ihre Zukunft. Sie beklagten gesellschaftliche Verhältnisse und Umweltprobleme, sie schrieben mit Ironie Sprichworte um und nahmen sich das zeitlose Thema Zeit vor.

Gespannte Stille kehrte ein. Die Jugendlichen hatten in der Bibliothek in Reihen mit Blick auf ein Rednerpult, das vor einer Bücherwand aufgebaut war, auf Hockern und Stühlen Platz genommen. Wer würde aufstehen und zuerst nach vorne kommen?

Mit Applaus wurde die erste Slammerin begrüßt, eine Hilfe, um die Aufregung, die ihr im Gesicht stand, zu überwinden. Zu spüren war, wie die Gedichte der Mitschülerinnen die ZuhörerInnen bewegten und überraschten, Gefühle der gegenseitigen Anerkennung standen fast greifbar im Raum. Eine Reihenfolge hatten wir nicht verabredet. Immer wieder entstanden Pausen, bis der oder die nächste sich einen Weg durch die Reihen bahnte und sich vor das Publikum stellte. Es wurde begeistert und ermutigend geklatscht. Und immer wieder legte sich Spannung über die Gruppe, wie das Gedicht der vertrauten Mitschülerin, des lange bekannten Schulfreundes sein würde.

Wir Lehrerinnen waren froh, dass wir es unseren Jugendlichen zugetraut hatten, mit ihren persönlichen Texten in einem großen, gruppenübergreifenden Rahmen in unserer Bibliothek aufzutreten. Die SchülerInnen waren nicht nur stolz auf sich selbst, sondern auf ihre ganze Gruppe der Neunt- und ZehntklässlerInnen, die sich mit dem Ende des Schuljahres voneinander verabschieden wird.

Wir haben Lust, diesen gelungenen Versuch eines neuen „Formates“ an unserer Schule zu wiederholen.

Susanne Straub-Scharnhorst

Lehrerin im Jahrgang 9/10

 

Ich

Wer ich bin, das weiß ich nicht,

Zu jung, um das zu wissen.

Die Suche nach dem kleinen Licht,

Die Kindheit zu vermissen.

Nun steh ich hier schon lang verwirrt,

Wohin ich nun gehör.

Der Illusion vom Glück verirrt,

Als ob mich das nicht stört.

Wo bin ich jetzt? Wo will ich hin?

Die Zukunft ungewiss.

Der weite Weg noch in mir drin,

Wie wohl mein Leben ist.

Lola, 9. Jahrgang

Poetry Slam der Jahrgangsstufe 9/10
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