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Projekt „Städte für Menschen“ im Jahrgang 9/10

Von Susanne Scharnhorst

Was macht Städte für Menschen lebenswert? Was macht sie zukunftstauglich, wenn in unserem Jahrhundert immer mehr Menschen in Städte ziehen? Das erforschten die SchülerInnen der Projektgruppe „Städte für Menschen“ mit ihrer Lehrerin Susanne Scharnhorst. Auf Exkursionen in Berlin untersuchten sie zukunftsweisende Stadtprojekte. Vielfalt der Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten, Nachhaltigkeit, Offenheit und alternative Mobilitätskonzepte waren für sie die wichtigsten Kriterien bei der Beurteilung neuer Ansätze in der Stadtentwicklung. Warum bewirtschaften Menschen mitten in einer Großstadt Gemeinschaftsgärten, was ist das Besondere einer „Urban Farm, wie können Bewohner*innen in die Planung von Stadtquartieren einbezogen werden?

Aber auch die Kontroversen um den Umgang mit Potsdams gebautem historischem Erbe wollten sie verstehen.

Was dachte man zur Zeit der DDR über Menschen und ihre Bedürfnisse, als man den heute überall in Potsdam weithin sichtbaren „Massenwohnungsbau“ betrieb? Wie wirken Architektur und Städtebau auf Menschen und Gesellschaft zurück?“

An dieser Stelle bot sich die Kooperation mit den „Stadtentdeckern“ an.

Die Stadtentdecker sind ein Projekt der Brandenburgischen Architektenkammer, gefördert durch das Ministerium für Infrastruktur und Landesplanung (MIL) in Kooperation mit dem Landesinstitut für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (LISUM) unterstützt durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport (MBJS).

 

Hier wollten die Schüler*innen der Frage nach der lebenswerten Stadt und insbesondere danach, was dem öffentlichen Raum „Aufenthaltsqualität“ gibt, aus der Perspektive von Stadtplanung und Architektur nachgehen. Auch freuten sie sich darauf, praktisch mit Materialien für Architekten  zu arbeiten.

„Als Stadtentdecker erkundeten die Jugendlichen das Zentrum Ost in Potsdam, ein Quartier, das viele von ihnen nicht kannten, obwohl es vis-à-vis der historischen Innenstadt auf der östlichen Havelseite liegt. Neben den vorherrschenden Wohnzeilen und Hochhäusern der 1970er und 80er Jahre finden sich dort auch Bauformen anderer Epochen. Auf dem gemeinsamen Stadtspaziergang mit den begleitenden Architekten Michael Küssner und Peter Neideck konnten die Schülerinnen und Schüler die unterschiedliche Bebauung vergleichen. Ganz bei der Sache waren sie nicht, wie ein Schüler später eingestand. Die undefinierte Weite zwischen den Gebäuden, ihre teils erdrückende Höhe und die fehlende Abwechslung in den Fassaden bot aus jugendlicher Perspektive wenig Positives. Ihr Eindruck änderte sich schlagartig, als sie die kleinteilige Baustruktur der „Nutheschlange“ erlebten und am Havelufer erkannten, wie gut das Quartier gelegen ist.

 

Inspiriert durch die Anregungen der Architekten verstanden die Jugendlichen, welche Chancen sich ihnen mit eigenen Entwürfen zur Veränderung von Zentrum Ost boten. Ungeachtet der realen Bedingungen, durften sie bestehende Gebäude kürzen, durchbrechen oder ganz abreißen, sie konnten verdichten, aufstocken und neu bauen – um das Quartier nach ihren Vorstellungen aufzuwerten. Sechs Gruppen bearbeiteten jeweils ein Teilgebiet und bauten davon große Modelle im Maßstab 1:500. Als sie mittels professioneller Thermosägen im Handumdrehen aus Hartschaumplatten ihre Baukörper geschnitten hatten, nahm das Projekt rasant Fahrt auf. Die Ideen sprudelten und aus den um Straßen und Bäume ergänzten Modellen wurden kleine Kunstwerke.

 

So gestaltete z.B. die Gruppe „Vielfalt statt Einfalt“ den zentralen Bereich an der Lotte-Pulewka-Straße mit begehbaren Baukörpern: Eine tribünenartige Freitreppe macht das Dach des Supermarktes für ein Café nutzbar. Von dort gelangt man über eine Brücke auf einen künstlichen Hügel, in dem eine Stadtteilbibliothek steckt. Auch die anderen Gruppen fanden treffende Namen für Ihre Entwürfe:  „Gemeinsam statt einsam“, „Haveleck“, „Wellenpromenade“, „zwei grüne Höfe“ und „Wunschinsel“.

 

Bei der Präsentation in Form eines Galerierundgangs beeindruckten die Gruppen an drei Tischen mit gekonnten Erläuterungen zu ihren Modellen.

 

Schulleiter Sebastian Raphael zeigte sich ebenso begeistert wie die Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport Noosha Aubel. Frau Aubel, die erstmals bei einer Stadtentdecker-Präsentation dabei war, versprach sogar, den Schülern Gelegenheit zu einer weiteren Vorstellung im Rathaus zu geben. Vielleicht stoßen die Jugendlichen Ideen tatsächlich Veränderungen in Zentrum Ost an?“(1)

(1) Peter Neideck, begleitender Architekt

Genau dadurch fühlen sich die Jugendlichen im Projekt besonders wertgeschätzt, dass Ihnen von Verantwortlichen ihrer Stadt zugehört und Ihren Ideen Raum gegeben wird.

 

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Die Stadtentdecker