Seit 10 Jahren besteht unser Schüleraustausch mit der Franciscan Montessori Earth School in Portland (Oregon) im Rahmen des GAPP-Programms (German American Partnership Program). Bereits fünfmal wurden amerikanische Schülergruppen von Heidi Walz und einer weiteren, wechselnden Begleitung auf ihrer Reise durch Deutschland und Potsdam betreut. Und fünfmal reisten Schülerinnen und Schüler unserer Schule nach Portland und wurden dabei von immer anderen LehrerInnen begleitet. Der Austausch findet alle zwei Jahre statt. Im Herbst reisen unsere Kinder und Jugendlichen im Alter von 12 bis 14 Jahren nach Portland. Im folgenden Frühjahr kommen die amerikanischen Partner nach Potsdam. Jeweils zwei Wochen des Austausches wohnen die AustauschschülerInnen in Gastfamilien.

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In diesem Jahr waren wir mit 14 Jugendlichen zunächst eine Woche in Seattle, bevor wir nach Portland weiterreisten. Seattle beeindruckte uns bei einer Hafenrundfahrt und dem fantastischen Blick vom Space Needle mit seiner Skyline. Wir lernten spannende Sachen über den menschlichen Körper in einer Ausstellung des Pacific Science Centers. Fasziniert hat uns die Atmosphäre auf dem berühmten Pike Place Market. Im Seattle Aquarium und im Woodland Park Zoo bestaunten wir die Tierwelt der Region. Im Klondike Gold Rush Museum erfuhren wir, wie und wann Seattle sich zu einer großen Metropole entwickelt hat. Besonders berührt hat uns die Begegnung mit Laureen Nussbaum, die mit der Schwester von Anne Frank befreundet gewesen war und uns viel über die Familie Frank, sowie die Zeit vor und während des Zweiten Weltkrieges, erzählen konnte. In Seattle haben wir in einer Jugendherberge gewohnt. Außer dem Frühstück haben wir uns dort selbst verpflegt. Jeden Abend haben wir dort für uns gekocht und ernteten häufig bewundernde Blicke von Mitbewohnern. Nach einer Woche reisten wir mit dem Zug weiter nach Portland, wo wir herzlich empfangen wurden.

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Jeden Tag gingen die Jugendlichen nun mit ihren PartnerInnen in die Schule und nahmen am Unterricht teil. Außerdem fanden einige gemeinsame Aktivitäten, wie ein gemeinsames Fußballspiel mit sich anschließendem „potluck“ (Picknick) oder ein Kinobesuch, statt. Wir besuchten zusammen das historische Museum der Stadt oder erkundeten Portland zu Fuß. Auf diese Weise und durch Interviews mit Einwohnern der Stadt oder ihren Gastfamilien fanden wir Antworten auf selbst gewählte Forschungsfragen. Wir zeigten in der Gastschule unser Kulturprogramm, das  wir zuvor in unserer Gruppe entwickelt hatten. Darin stellten wir in Form von kleinen Theaterszenen wichtige Persönlichkeiten vor, die für die Entwicklung der Stadt Potsdam von Bedeutung waren.  Während unseres Aufenthaltes arbeitete jeder unserer SchülerInnen einmal in einer Suppenküche mit. Für unsere Gastgeber gestalteten wir einen Zaun im Garten der Schule und kochten ein typisch deutsches Mittagsgericht (Kartoffelsuppe mit selbst gebackenem Brot und Apfelcrumbles). Viel zu schnell verging die Zeit –kaum hatten wir uns richtig eingelebt, mussten wir auch schon wieder zurück. Unsere Jugendlichen kehrten bereichert an Erfahrungen nach Hause zurück. Sie hatten nicht nur sprachlich dazu gelernt, sondern auch mit schwierigen oder besonderen Situationen umzugehen.

Nach den Osterferien erwarteten wir unsere AustauschpartnerInnen in Potsdam. Sie besuchten den Unterricht in der Schule und erlebten die Jugendschule am Schlänitzsee. Gemeinsam besuchten wir das Potsdam-Museum und das Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte. Wir veranstalteten einen Sportnachmittag und ein Picknick mit den Eltern. Besondere Höhepunkte waren ein workshop mit dem Sänger Bates aus Erfurt, sowie der neue Film über Anne Frank, den wir zusammen anschauten. Auch unsere amerikanischen Partner haben für uns ein typisches Mittagessen zubereitet – Käsenudeln mit Brokkoli, Schinkenwürfeln, Semmelbrösel und einen leckeren Milchshake. Während sie sich in den ersten Tagen nicht getraut haben, ihr Deutsch auszuprobieren, wurde die Verständigung von Tag zu Tag besser. In ihrem Kulturprogramm in Form einer Show mit historischen Persönlichkeiten haben wir viele AustauschpartnerInnen noch einmal von einer ganz anderen Seite kennen gelernt.

Was bleibt nun von dem gegenseitigen Austausch? Besonders genossen es die Amerikaner vielleicht, dass sie hier bei uns die meisten Wege mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen konnten. Unsere Jugendlichen haben durch den Besuch der Amerikaner Orte in Potsdam entweder wieder oder neu entdeckt. Es gab Ansichten über das jeweils andere Land, die sich bestätigt haben. Andere haben sich durch den gegenseitigen Besuch verändert. Einige wollen nicht nur den Kontakt zueinander pflegen, sondern denken darüber nach, sich weiterhin gegenseitig zu besuchen oder sogar längere Austausche in Angriff zu nehmen.

Martina Oestreich

Schüleraustausch mit der Franciscan Montessori Earth School Portland
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