Seit einigen Jahren startet der Jahrgang 9 an der Montessori-Oberschule Potsdam mit einem Theaterprojekt in das neue Schuljahr. Vier Wochen lang arbeiten die SchülerInnen der neu zusammengestellten Lerngruppe ausschließlich in diesem Projekt, an dessen Ende vier Aufführungen stehen. Gefördert wird das Projekt 2016 durch das Land Brandenburg und den Europäischen Sozialfond.

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Die Leitung haben die Theaterregisseure Jens Vilela Neumann und Jörg Isermeyer. Begleitet werden sie von zwei LehrerInnen der Schule. Bei dieser Arbeit werden personale und soziale Schlüsselkompetenzen herausgebildet. Der soziale Zusammenhalt wird gestärkt, eine Entwicklung vom „Ich zum Wir“ wird angeregt. Die Jugendlichen haben die Gelegenheit, auf vielfältige Weise ihr kreatives Potential zu entfalten und weiterzuentwickeln. Sie sind nicht nur aktiv in die künstlerischen Prozesse einbezogen, sondern sie übernehmen auch viele planerische und organisatorische Aufgaben, die bis zur bühnenreifen Aufführung nötig sind. Auf experimentellem, handelndem Weg kommen sie mit klassischen Stoffen der Weltliteratur in Berührung und erfahren eigene Themen, Probleme, Konflikte und Träume in einen größeren Zusammenhang eingebettet. In den vergangenen Jahren wurden „Hamlet“, Frühlingserwachen, Die Nibelungen, Die Räuber und Metropolis zur Aufführung gebracht.
In diesem Jahr haben wir uns für das Theaterstück „Nathan der Weise“ von Gotthold Ephraim Lessing entschieden und werden im Zentrum unserer Stadt, auf dem Alten Markt, spielen. Der Inhalt dieses Theaterstückes ist hochbrisant und hat einen sehr intensiven Bezug zur aktuellen politischen Weltlage. Wir wollen mit diesem Stück zeigen, dass der Wert des Menschen an seinen Handlungen und seinem Auftreten gemessen wird und nicht seine Religionszugehörigkeit im Vordergrund stehen sollte. Keine der drei großen Weltreligionen, Islam, Judentum und Christentum wird in der bekannten Ringparabel als die wichtigste hervorgehoben.
Die Entwicklung der verschiedenen Kompetenzen wird durch das besondere pädagogische und künstlerische Konzept der Regisseure unterstützt. Zunächst tragen sie den Jugendlichen die gesamte Handlung auf lebendige, anschauliche Weise mündlich vor. Die Jugendlichen richten für eine lange Zeit ihre Aufmerksamkeit auf diesen Vortrag. Danach wird jede Szene in Gruppen von den Jugendlichen in Improvisationen erarbeitet. Sie werden aufgefordert, die Handlung in unterschiedlichen Genres umzusetzen und werden in Brainstormings unterstützt mit Fragen wie: „Worüber streitet man sich unter Freunden?“, „Warum könnte man eine Reise abbrechen?“, „ An welchen Orten treffen sich Jugendliche?“, „Wo kann man jemand hinschicken, wenn man ihn loswerden will?“ etc. Bei diesen Gruppenarbeiten machen die Jugendlichen elementare soziale Erfahrungen. Sie lernen, dass es auf jeden Einzelnen ankommt. Dabei gehen einige Jugendliche über ihre Grenzen hinaus und machen völlig neue Erfahrungen mit sich selbst.
Jeder Tag beginnt mit intensivem Schauspieltraining. Die SchülerInnen lernen, körperliche Ausdrucksmittel wie Haltung, Bewegung, Stimme und Blick zu erforschen und gezielt einzusetzen. Sie werden sicherer und selbstbewusster, können sich besser in andere einfühlen, werden aber auch mit eigenen Grenzen konfrontiert. Sie lassen sich darauf ein, Gefühle wahrzunehmen und Emotionen überzeugend auszudrücken. Die Improvisationen der Jugendlichen bilden die Vorlage für das Manuskript, das die Regisseure am Ende der zweiten Woche schreiben. Nun geht es darum, dass jede/r seine/Ihre Rolle findet und ausfüllt. Eine Woche lang und an einem langen Wochenende wird das gesamte Stück an jeweils besonderen Orten von Potsdam geprobt und inszeniert. So wurde zum Beispiel „Hamlet“ im letzten Jahr auf dem Pfingstberg inszeniert.
Dieses Jahr ziehen wir an einen sehr prominenten Ort in Potsdam. Wir werden den Alten Markt rund um die Nikolaikirche, die Fachhochschule, den Landtag und den Staudenhof bespielen.
Am Ende von vier Aufführungen sind die SchülerInnen stolz auf ihre neuen Fähigkeiten. Sie sind über sich selbst hinausgewachsen, haben als Gruppe zusammengefunden und stellen selbst fest, nicht mehr „ der/die Gleiche zu sein, wie vor dem Theaterprojekt“.

Premiere: 26.09.2016 18.00 Uhr

Weitere Aufführungen: 28.09.2016 10.00 Uhr / 29.09.2016 10.00 Uhr und 18.00 Uhr

Der Eintritt ist frei. Ein Hut geht herum.

Theaterprojekt 9
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